Gartenfachberaterseminar Frühjahr 2000

Ökologie und Umwelt, Agenda 21


Vortrag am 16. April 2000 von Herrn Dr. Friedrich

Zur Einstimmung

I. Entwicklungsdaten

1. Weltbevölkerung
2. Energieverbrauch
3. Erdtemperatur
4. Kohlendioxid-Emissionen
5. Waldschäden 1996 in Deutschland
6. Dimensionen des Freizeitgartenbaues in Deutschland
7. Düngerabsatz
8. Herbizitabsatz

II. Fragen an das neue Jahrtausend

III. Agenda 21

1. Ziel
2. Methode / Weg
3. Inhalt
4. Naturnaher Garten - was ist das überhaupt?
5. Ziele der biologische Methoden
6. Was ist biologisches Gärtnern?
7. Ausgewählte Problemstellungen der Fachberatung
8. Kleingärtnerische Visionen im Agenda-Prozess
9. Vorschläge zur Umgestaltung bestehender Kleingartenanlagen im Rahmen
möglicher BUGA-Objekte
10. Die Rolle des Vereins im Agenda-Prozess
11. Bestandsaufnahme
12. Ebenen des Agenda-Prozesses



Zur Einstimmung

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"Was immer der Erde widerfährt,
widerfährt auch den Kindern der Erde.
Wenn die Menschen auf die Erde spucken,
bespucken sie sich selbst.
Denn dies wissen wir:
Die Erde gehört nicht den Menschen,
der Mensch gehört der Erde.
Alle Dinge sind miteinander verbunden."


Dies sagte der Häuptling SEATTLE von den Hopi-Indianern in seiner Rede vor dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre Jahre 1855.


I. Entwicklungsdaten

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1. Weltbevölkerung

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1750:
< 1 Milliarden Menschen
1800:
1 Milliarden Menschen
1850:
1,5 Milliarden Menschen
1900:
1,8 Milliarden Menschen
1950:
2,8 Milliarden Menschen
1996:
6 Milliarden Menschen
2050:
ca. 10 Milliarden Menschen

2. Energieverbrauch

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25 % der Weltbevölkerung leben in den Industriestaaten und verbrauchen 80 % der Energie. Die restlichen 75 % der Weltbevölkerung verbrauchen 20 % der Energie.

Luft, Wasser und Energie sind aber nicht vermehrbar. Damit wird es zu Problemen mit der Versorgung kommen.


3. Erdtemperatur

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1860:
14,6o Celsius
1870:
14,75o Celsius
1880:
14,8o Celsius
1890:
16,65o Celsius
1900:
14,6o Celsius
1910:
14,5o Celsius
1920:
14,6o Celsius
 
.
 
.
 
.
1990:
15,2o Celsius

4. Kohlendioxid-Emissionen

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Land

Emission

1990 bis 1997

Zielvorgabe bis 2012

USA

+ 11 %

- 7 %

Japan

+ 9 %

- 6 %

Deutschland

- 12 %

- 21 %

Großbritannien

- 7 %

-12,5 %

Kanada

+ 13 %

- 6 %

Frankreich

+ 2 %

+/- 0

Dänemark

+ 23 %

- 21 %

Schweiz

- 4 %

- 8 %

Schweden

+ 4 %

+ 2 %


5. Waldschäden 1996 in Deutschland

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1996 gab es folgende Schädigungen bei den Waldbäumen:

43 % ohne Schäden
37 % schwach geschädigt
20 % mittelstark bis stark geschädigt oder abgestorben

Es wurde viel getan, um das Waldsterben aufzuhalten. Es wurden zum Beispiel saubere Kraftwerke gebaut, bei denen die Emissionen herausgefiltert werden.


6. Dimensionen des Freizeitgartenbaues in Deutschland

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insgesamt

Hausgärten

Kleingärten

Anzahl der Gärten

15 Millionen

14 Millionen

1 Million

Bewirtschaftete Fläche

740.000 ha
= 7.400 km2

700.000 ha
= 7.000 km2
= 70 km * 100 km

40.000 ha
= 400 km2
= 20 km * 20 km

Fläche pro Garten

 

500 m2

400 m2

Wasserwirtschaftliche
Bedeutung (60 mm / a )

4.440 *106 m3
= 4,44 km3

4.200 *106 m3
= 4,2 km3

240*106 m3
= 0,24 km3 1)

Grünmassenproduktion
(2kg / m2 = 20 t / ha)

15 Mio. t

14,2 Mio. t

0,24 Mio. t

N-Bedarf:

 

 

 

5 g / m2 = 50 kg / ha

37.000 t

35.000 t

2.000 t 2)

10 g / m2 = 50 kg / ha

74.000 t

70.000 t

4.000 t

1) dies entspricht einem See von 2,4 km Länge, 1 km Breite und 100 m Tiefe.
2) dies entspricht einem Güterzügen mit je 50 Wagons Kalk-Ammon-Salpeter


7. Düngerabsatz

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Der Absatz von Düngemitteln ist von 1985/86 bis 1993/94 bei Stickstoff (N), Kali (K2O)und Phosphat (P2O5) gefallen


8. Herbizitabsatz

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Folgende Herbizitmengen wurden abgesetzt:


1970 - 10661 t
1975 - 15700 t
1986 - 17390 t
1990 - 16957 t
1992 - 15622 t

Bis 1990 beziehen sich die Werte auf das alte Bundesgebiet, für 1992 auf Gesamtdeutschland.


II. Fragen an das neue Jahrtausend

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1) Treten wir in ein Jahrhundert der Umwelt ein?


Ja, wenn obige Zahlen berücksichtigt werden.


2) Die Perspektive- Reparierender oder vorbeugender Umweltschutz?


Bisher wurde nur repariert, aber vorbeugen ist besser und sollte das Ziel sein.


3) Rücksichtsloser Umweltverbrauch oder nachhaltige Wirtschaftsweise?


Wirtschaftsweisen müssen entwickelt werden.


4) Verrechnung der realen Kosten der Umweltbelastungen mit denen des
Umweltschutzes (Ökonomie kontra Ökologie)?


Es sollte das folgende Wertedreieck gelten:


Wertedreieck

Dieses Wertedreieck birgt aber viele Widersprüche.
Unsere jetzige "Wegwerfgesellschaft" ist nicht haltbar.


5) Wo ist die Alternative jenseits von ökonomischer und fundamentaler
Technikfeindlichkeit?


6) Bedarf es einer Umwelt-Ethik?


III. Agenda 21

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1992 wurde die Agenda 21 in Rio beschlossen, Sie ist das gesellschaftliche Leitbild der Zukunft.

Agenda kommt aus dem griechischen und heißt so viel wie "Was getan werden muss".


1. Ziel

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Das Ziel der Agenda 21 ist eine weltweite umweltgerechte und nachhaltige Entwicklung (sustanable development) zu erreichen.


2. Methode / Weg

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Die Ziele sollen durch lokale und regionale Aktionen von Kommunen, Regionen und Verbände erreicht werden.


3. Inhalt

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Wertedreieck

Das Wertedreieck

Das Wertedreieck soll durch folgende Punkte in Einklang gebracht werden:


  • der Fischfang soll um soviel gedrosselt werden, wie der Fischbestand natürlich nachwächst.
  • die Wälder sollen nur so weit abgeholzt werden, wie natürlich nachwächst.
  • Erfolgt an einer Stelle eine Bodenversiegelung, so muss an einer anderen Stelle vorhandene Versiegelungen entfernt werden.
  • Das Wasser soll nicht unnötig verschmutz werden bzw. so aufbereitet werden, dass es wieder genutzt werden kann.
  • die Goldgewinnung darf nur ohne Zyanide erfolgen, da heute Gold als Währungsdeckung nicht mehr aktuell ist.
  • mit dem Boden soll so umgegangen werden, dass der Boden nicht vernichtet, sondern immer weiter genutzt werden kann.

4. Naturnaher Garten - was ist das überhaupt?

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Folgende Kriterien kennzeichnen einen naturnaher Garten:


  • Der Garten bzw. die Gartenanlage wird als weitgehender geschlossener Kreislauf betrachtet.
  • Humuswirtschaft und Düngung ernähren den Boden.
  • Leichtlösliche Mineraldünger werden vermieden.
  • Die Regulierung von Schädlingen, Krankheiten und Unkraut erfolgt ohne chemisch-synthetische Pestiziden.
  • Der Schwerpunkt des Pflanzenschutzes liegt in der Vorbeugung.
  • Sorten, Saat- und Pflanzgut sind Standortgerecht.
  • Gentechnik wird nicht verwendet.
  • Die Bodenbearbeitung berücksichtigt die natürliche Schichtung des Bodens.
  • Mischkulturen haben Vorrang.
  • Im Nutzgartenbereich wird weite Fruchtfolgen eingehalten
  • Im Garten bzw. in der Gartenanlage sind Refugien für Tiere vorhanden.
  • Bodenversiegelungen werden so weit wie Möglich vermieden.
  • Natürliche Baustoffe haben Vorrang.
  • Regenwasser ist die Basis der Wasserversorgung.
  • Der Einsatz von fossiler Energien wird so weit wie möglich reduziert.
  • Grünzuge sind vernetzt.

5. Ziele der biologische Methoden

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Die Ziele der biologischen Methoden sind:>/p>


  • lebendige und fruchtbare Böden
  • gesunde Pflanzen, erreicht durch die richtige Pflanzenwahl, dem richtigen Zeitpunkt der Pflanzung, die richtige Düngung und die richtige Bewässerung.
  • Achtung vor der Gemeinschaft aller Lebewesen.

6. Was ist biologisches Gärtnern?

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An folgenden Punkten erkennt man das biologische Gärtnern:


  • Verständnis für das Bodenleben.
    Bei jeder aussterbenden Pflanzenart gehen 30 bis 40 Kleinstlebewesen verloren.

  • Ernährung des Bodens, nicht der Pflanze
    zum Beispiel durch Zufuhr organischer Substanzen.
  • Herstellen von Gleichgewichten
    zum Beispiel Verzicht auf mineralische Düngung und Pflanzenschutzmitteln.
  • Ich töte nicht, ich fördere Leben
    Dies erreicht man durch biologischen Pflanzenschutz oder durch das Aufhängen von Nistkästen.
  • Arbeiten mit der Natur und allen Erkenntnissen
    "Zurück zur Natur" ist aber Aufgrund der Bevölkerungszunahme nicht möglich!
  • Der Boden ist die Grundlage aller weiteren Ökosysteme.

7. Ausgewählte Problemstellungen der Fachberatung

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Probleme der Fachberatung sind unter anderem


  • den allwissenden Fachberater gibt es nicht!
  • Grundschulung für Gartenfänger
  • Lösungen auf Vereinsebene:
  • Kompostierung
  • Schreddern
  • Bodenanalyse
  • Düngungsberatung
  • Pflanzenguteinkauf (Obst)
  • Entsorgung (Farben und Pflanzenschutzmittel)

8. Kleingärtnerische Visionen im Agenda-Prozess

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Wie kann die soziale Komponente erhöht werden?


  • Attraktives Grün für alle.
  • Kleingartenanlagen als Bestandteil des Stadtgrüns.
  • Vermeidung von Verkehr, Lärm und Emissionen.
  • Integration von verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

Wie kann die ökologische Komponente erhöht werden?


  • Renaturierung von Naturräumen
    zum Beispiel Bachläufe, Vogelschutzgebiete, Feuchtbiotope, Ansiedlung von bedrohten Pflanzen und Tieren in Biotopen.
  • Schaffung von Biotopen aller Art und deren Vernetzung.
  • Ökologisch orientierte Gartennutzung.
  • Einsparung von Energie (Siedlerverein).

9. Vorschläge zur Umgestaltung bestehender Kleingartenanlagen im Rahmen
möglicher BUGA-Objekte

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1) Durchwegung


  • Der Hauptweg erhält seitlich Wegbegrünung (Bodendecker, Stauden).
  • Einheitlicher Zaun, der Einblick in die Gärten gestattet.
  • Entsprechende Hecken.
  • Gestaltung eines Lehrpfades entlang des Weges bzw. der Wege.
  • Der Hauptweg ermöglicht ein befahren mit LKW (Feuerwehr, Fäkalienabfuhr).

2) Gartengestaltung


  • Darstellung der kleingärtnerischen Nutzung (1/3- Regelung in verschiedenen Varianten mit Betonung von Gemüse oder Obst).
  • Anlegen von Biotopen.
  • Variable Gestaltung des Erholungsteils.
  • Einrichtung eines Schulgartens, eines Seniorengartens, eines Behindertengartens.
  • Entrümpelung von Obstbäumen, Neupflanzung, geordneter (fachgerechter) Baumschnitt.

3) Gemeinschaftsanlagen


  • Einrichten eines Kompostplatzes.
  • Gestalten eines Erlebnisspielplatzes.
  • Einrichten eines Ruheplatzes für Besucher ("Klassenzimmer im Grünen").
  • Parkplatzgestaltung.
  • Anlage von Biotopen.

4) Besondere Ausstellungsobjekte


  • Empfehlenswerte Laube (zulässig).
  • Pflanzenneuheiten (Resistente Obst- Gemüse- und Zierpflanzensorten).
  • Abwassertechnik (Sammelgruben, Pflanzenkläranlagen).

10. Die Rolle des Vereins im Agenda-Prozess

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  • Verein - Gemeinschaft von Gleichgesinnten.
  • Vereinsinteressen in den Mittelpunkt stellen
    Eingliederung in kommunale Interessen.
  • Verein sucht die Zusammenarbeit mit der Kommune.

11. Bestandsaufnahme

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Die gegenwärtige Situation wird festgestellt und mit dem Leitbild verglichen.

Dabei können folgende Fragen auftauchen:


  • Wie ist die Beschaffen bzw. der Zustand der Böden?
  • Wie ist der Zustand der Gewässer und des Grundwassers?
  • Wie gehen wir mit den Ressourcen, zum Beispiel Torf oder Energie, um?
  • Wie hoch ist der Grad der Bodenversiegelung?
  • Wie groß ist der Anteil an naturnahem Lebensräumen?
  • Wie hoch ist der Anteil an einheimischen Bäumen und Ziersträuchern?
  • Welchen Beitrag leistet unsere Anlage im Biotopverbund?
  • Wie ist die Kommunikation zwischen alt und jung?
  • Welche Verkehrsmittel werden benutzt, um die Anlage zu erreichen?
  • Welchen Freizeitwert hat unsere Anlage für die übrige Bevölkerung?
  • Wie ist die Kommunikation zwischen dem Verein und der übrigen Bevölkerung?

Daraus folgt eine Definition des Wortes AGENDA:

A wie Aufbruch,
G wie Gemeinsam,
E wie Engagiert
N wie Naturschonend
D wie Demokratisch und
A wie Aktiv.


12. Ebenen des Agenda-Prozesses

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Folgende Ebenen mit den möglichen Gestaltungsmittel kann man unterscheiden:


  • Globale Ebene:
Abkommen und Appelle
  • Nationale Ebene:
Gesetze und Verordnungen
  • Lokale Ebene:
Beschlüsse zur aktiven Umsetzung